BRAUCHTUM

Geschichtliches

​​Das Perchtenbrauchtum hat seinen Ursprung im bayrisch-österreichischen Alpenraum. Die ersten Aufzeichnungen über dämonisches Raunachtstreiben stammen aus der Keltenzeit. Schon damals glaubte man, dass sich der Winter durch wilde Maskierungen vertreiben lässt. Im 15. Jahrhundert wurde die „Frau Percht“ oder „Frau Perchta“ erstmals namentlich erwähnt. Dies dürften die Anfänge des uns bis heute überlieferten Perchtenbrauchs sein. Eine Übertragung des Namens Perchta auf Dämonen und Geister findet man erstmals im 16. Jahrhundert. Deren wildes Treiben wurde in den folgenden Jahrhunderten im Zuge der Gegenreformation allerdings zunehmend als unchristlicher Aberglaube abgetan und es gab Anstrengungen seitens der katholischen Kirche dieses Brauchtum zu unterbinden.

Perchten sind im alpenländischen Brauchtum vorkommende Schreckgestalten, die vor allem im Dezember und Januar auftreten. Sie weisen Ähnlichkeiten zum Krampus auf, der als Begleitung des Heiligen Nikolaus auftritt. Ihr Name leitet sich vermutlich von der Sagengestalt Perchta ab. Eine andere Theorie zu Namensgebung geht davon aus, dass sich der Begriff von Epiphanias, dem Dreikönigsfest am 6. Januar, ableitet.

Das wichtigste Utensil der Perchten sind die Schellen, mit welchen der Winter ausgetrieben werden soll. Der Besuch von Perchten wird im Volksmund als glücksbringendes Omen hochgehalten. Inwieweit das Perchtenlaufen wirklich auf heidnische Bräuche zurückgeht ist jedoch umstritten.

Eine Renaissance erlebten die Perchtenkulte erst wieder mit der Säkularisation und einer sich ändernden Einstellung zur Volkskultur im 19. Jahrhundert und dann noch einmal gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich diese Tradition aus der Tugend der Armut, dann aus dem was wir heute als Perchtenbrauch weiterleben. So waren es vor allem arme Leute, die sich maskierten und so von Haus zu Haus zogen und Glück und Segen der wohlhabenden Bevölkerung für das neue Jahr aussprachen.

Die Almosen die sie dafür bekamen, sicherten ihnen dann ein paar Tage das Überleben in der kalten Winterszeit, in der es nur sehr wenig Arbeit und dadurch praktisch kein Einkommen gab. Die besser gestellte Bevölkerung, die ebenso wie die armen Leute im Winter den Frühling herbeisehnten, sahen die Glückwünsche der Perchten als großen Segen und glaubten durch ihre Gabenbereitschaft das Frühlingserwachen beschleunigen zu können.

Den Perchtenlauf, so wie wir ihn heute kennen, gibt es seit der Zeit um das Jahr 1900. Damals besuchte der Kaiser den Pongau und alle Perchten der Region versammelten sich, um dem adeligen Gefolge ihre Referenz zu erweisen. Ab diesem Zeitpunkt gibt es Perchtenläufe.

Perchten

Perchten sind trotz ihres oft schaurigen Aussehens Glücks- und Segensbringer. Sie sollen den kalten Winter verjagen, die bösen Winterdämonen vertreiben, Haus und Hof im kommenden Jahr vor Unglück bewahren und Fruchtbarkeit bringen.

Hexen / Witches

Die Hexen stöbern mit ihrem Besen das Böse auf und kehren es aus der Stube hinaus. Sie kehren auch symbolisch des Schnee des Winters weg um dem Frühling Platz zu machen.

Hobagoas

Sie ist einer dieser uralten und typischen Naturdämonen, die oft in Zusammenhang und im Zusammenspiel mit der Frau „Perchta“ auftraten. Sie ist jene Figur, die früher in den Häusern bzw. Gehöften, vor allem von Frauen in heiratsfähigem Alter am meisten gefürchtet wurde. Sie achtete auf die Einhaltung sämtlicher Vorgaben des Gutsherren, auf den tadellosen Lebenswandel der weiblichen Bediensteten und ebenfalls auf penibelste Ordnung und Sauberkeit. Fand sie Grund zur Beanstandung so wurde dies ohne Rücksicht auf den Gutsherren aufgezeigt. Eine Beanstandung der Hobagoas wurde als schwere Schmach und Schande empfunden und die betreffende Magd war gebrandmarkt als unsauber, unordentlich und somit nicht für die Ehe tauglich.

Tod

Er stellt das letzte Gericht dar, den Scheideweg zwischen der Himmel und der Hölle. Er holt die Seelen der Verstorbenen ab und führt diese ihrer Bestimmung zu.

Wolf

Er ist ein Naturdämon der versucht die Menschen ihrer Seelen berauben.

Schmied

Man sagte ihm nach mit dem Teufel im Bunde zu sein, da er Eisen mittels des „Feuers der Hölle“ verbiegen und bearbeiten kann. Weiters entstanden durch den Funkenflug der Öfen immer wieder verheerende Brände. Daher wanderten immer mehr und mehr Schmiedewerkstätten aus den Ortskernen in abgelegenere Bereiche der Dörfer ab und fortan war die Arbeit des Schmiedes für die übrigen Dorfbewohner nicht mehr einsehbar und daher unheimlich.

Waldmandl

Sein Sinn besteht darin zu zeigen, dass sogar die Natur zum Leben erwacht um vor den Teufeln und Dämonen fliehen zu können. Weiters ist es ein Symbol für die im Winter schlafende Natur.

Perchta

Perchta bestraft Faulheit und Verstöße gegen das Festspeisegebot. Die Bestrafung kann von einfachen Albträumen bis hin zum Aufschlitzen des Bauches reichen (Gastrotomie). Der Bauch des Opfers wird dann gerne noch mit Steinen gefüllt, um es in einem Brunnen zu versenken. Zudem kann Perchtas Atem töten oder blenden.

Umgekehrt belohnt sie Fleiß und Hilfsbereitschaft. Neben vollen Spulen, goldenen Fäden und Flachknoten für Spinnerinnen verschenkt sie auch Münzen, die Mägde in Eimern (vorwiegend am Brunnen) finden. Sie soll aber auch für das Wachstum des Getreides zuständig sein. Der Brunnen oder ein Teich sind auch die Orte, an dem Perchta die noch nicht geborenen Seelen hütet. In diesem Sinne gilt sie auch als Führerin der Schar der ungeborenen Kinder. Die Perchta wird auch als Butzebercht, als alte Frau dargestellt, die einen verkrüppelten (vom Spinnen zu groß geratenen oder auch enten- oder gänseförmigen) Fuß hat, wie die alten Frauen in dem Märchen „Die drei Spinnerinnen“.

Perchta tritt vor allem in den Raunächten, also der Zeit zwischen der Wintersonnenwende und dem 6. Januar auf. Ihr Tag ist vornehmlich der 6. Januar (Epiphanias bzw. Dreikönigstag). Perchta soll in dieser Zeit durch die Lüfte fahren. Die Namensähnlichkeit zwischen Frau Perchta und Knecht Ruprecht lässt eine Verbindung zwischen den beiden Figuren annehmen. Dafür spricht auch ihr belohnendes bzw. bestrafendes Verhalten sowie dass beide bevorzugt in den Wintermonaten auftreten.

Frau Perchta ist eine Sagengestalt, die sich in verschiedener Weise in der kontinentalgermanischen und slawischen Mythologie findet. Sie ist vermutlich unter Assimilation keltischen Substrats aus der germanischen Göttin Frigg hervorgegangen. Ihr entspricht in Mitteldeutschland die Sagengestalt Frau Holle. Der Name ist möglicherweise von ahd. „peraht“ = hell, glänzend abgeleitet und bedeutet demnach „Die Glänzende“. Andere Vermutungen gehen dahin, dass der Name Percht / Perchta keltischen Ursprungs ist.

Engel

Ein Engerl symbolisiert  neben dem heiligen Nikolaus das Licht Gottes und ist ein Zeichen für dessen Allgegenwart auch unter Dämonen und Teufeln.

Stampfen

Der Rhythmus, den die Perchten mit den Füßen stampfen, soll das Getreide unter der Schneedecke zum Keimen erwecken.

Kreis

Er symbolisiert den ewigen Kreislauf von Werden, Vergehen und  Wiedergeburt.